Oder auch: GoPro-Einsatz erster Teil
Überlandfahrt von Tafraoute nach Foum-Zguid. Eigentlich nichts Spektakuläres, nur die notwendige Route von der Küste Marokkos bis kurz vor die algerische Grenze. Dort wo sich die beiden Ergs befinden (Erg bedeutet Wüsten- bzw. Dünenfeld, und es gibt hier den großen Erg Chegaga und den kleinen Erg Chebbi). Nach langem Hin und Her habe ich es endlich hinbekommen, auf meinem handelsüblichen Garmin Auto-Navi die Open Street Maps-Karten zu installieren. Die sehen im Vergleich zu den gekauften Originalen zwar leicht „bescheiden“ aus, sind aber dafür umsonst und kennen wirklich jeeeeden noch so kleinen Trampelpfad. Echt abgefahren. Ich glaube, wenn heute drei Menschen hintereinander übers Meer laufen ist da morgen bei Open Street Maps ein Weg eingezeichnet. Manchmal braucht man etwas mehr Phantasie, um da, wo OSM Linien zeichnet, Spuren von Zivilisation zu finden. Aber nun gut, besser als Kompass-Lesen. Ich schaue mir die Strecke von Tafraoute nach Foum-Zguid grob auf meiner Michelin-Straßenkarte an (angefertigt aus echtem Papier), tippe aber dennoch mein Ziel ins Garmin-Navi ein und los geht das. Sechs Stunden Fahrt. Ich wunder mich ein wenig, sieht auf der Papierkarte irgendwie nach weniger aus, aber der GPS-Satellit wird’s schon richten. Ich fahre auf Straßen und Wegen, durch Palmenwälder und Schluchten, durch Ortschaften und an Berge vorbei, und irgendwann muss ich links. Links? Hmm, dran vorbei gefahren. Also zurück. Jetzt soll ich nach Rechts. Rechts? Welches Rechts? Hier ist kein Rechts. Ich fahr schon wieder dran vorbei. Ich dreh wieder um und taste mich gefühlt Meter für Meter an die rosafarbene Linie auf dem Navi-Bildschirm heran. Aha, er will also übers Feld. Gut, also abgebogen und Luftlinie nach Osten. Makes sense…
Irgendwann werden aus dem gefühlten Nichts sogar Reifenspuren und ich lass einfach laufen. Und mir fällt auf: mit meiner vorgeplanten Route auf der Papierkarte hat das hier nicht mehr viel zu tun. Mein Navi zeigt an: „Weiter Richtung Unbefestigter Weg“. Na gut, whatever that may mean. Gut zwei Stunden fahre ich also so, gut 60 km/h sind auf der Ebene hier drin. Andere Verkehrsteilnehmer sind hier nicht unterwegs, aber irgendwie ist das auch ziemlich entspannt. Keine Verkehrsschilder, keine Ampeln, nicht Bremsen, nicht Gas geben, einfach nichts tun und das Steuer gerade halten. Tricky sind ab und zu so komische Überquerungen. Nach einiger Zeit stelle ich fest, das müssen irgendwie ausgetrocknete Flüsse oder Flußarme ein, die irgendwer einfach mit Steinen zugeschüttet hat, damit man locker drüberher fahren kann. Aber dann wieder Beschleunigen auf 60, Tempomat rein und weiter Lieder singen. Gefühlt kann man ewig weit kucken, irgendwo ein paar Kilometer links von mir sind Berge. Sehr schön hier.
Und auf einmal klafft ein Loch vor mir. Sieht wieder aus wie ein ausgetrockneter Flußarm, nur hier sind die Steine weggespült. Vor mir geht es vielleicht einen Meter runter, und auf der anderen Seite wohl anderthalb Meter wieder hoch. Aber die Straße (oder wie auch immer man das nennen will) dazwischen fehlt. Gut, wie stand das nochmal in den Offroad-Büchern, die ich schlauerweise vorher gelesen habe? Erst einmal die Situation begutachten. Reifenspuren gibt es zwar auch hier, aber so ganz sicher bin ich mir nicht. Hab ich auch vorher nie gemacht. Aber jetzt über zwei Stunden wieder zurück fahren? Hab ich auch keine Lust drauf. Ich packe zum ersten Mal meine GoPro aus und denke mir: das muss ich jetzt filmen. Wenn´s gut geht ist gut, wenn nicht erst Recht, um meiner Versicherung auch erklären zu können, warum die Vollkasko eine gute Idee (für mich) war. Das Resultat? Seht selbst im Film!